Am 16. und 17. Mai lud Berlin zum Berlin Knits 2015 Yarn festival ein. Gefühlt ewig habe ich darauf hin gefiebert. Die letzten Wochen vor dem Yarn festival waren gefüllt mit Recherche auf Ravelry über passende Wolle zu anstehenden Projekte. Im Kopf und auf ravelry wurden Projekte und Garne sortiert, Budget geplant und schöne Farbkombinationen gesucht. Die letzten Tage vor Berlin Knits 2015 war es besonders schlimm. Am Samstag Vormittag traf ich mich kutz nach 10 Uhr mit meiner Mama und meiner Schwester, übrigens beide auch leidenschaftliche Strickerinnen, im HO Berlin. Das HO wirkt, im Schatten des Berliner Fernsehturms, eher unscheinbar und ich war zuerst skeptisch, ob die Location nicht völlig überrannt werden würde.
Jede Menge lokale und überregionale Wollverkäufer
Zum Berlin knits 2015 Yarn festival hatten sie vor allem Verkäufer aus dem Berliner Umland sowie einige einschlägig bekannte Internet-Wollhändler gemeldet. So war neben den Organisatoren von Yarn over Berlin auch das mylys Hamburg, Zauberwiese aber auch Wollium und ein Stand von Dye for yarn vertreten. Ähnlich wie bei den Stoffmärkten, war ich zuerst völlig von der Vielzahl des Angebots überfordert. Dahin waren die Listen im Kopf mit Farbkombinationen und Musterideen. Wusch. Futsch. Alles blank. Einen Wunsch hatte ich jedoch, völlig unabhängig von Muster oder Farbe. Ich würde mir hier heute meinen ersten Strang Madleintosh kaufen. Kaufen müssen, quasi. Bei so vielen Farbqualitäten ist es vor dem Bildschirm zu Hause oft nicht leicht, eine perfekt passende Farbkombination aus 2 vielleicht sogar 3 schönen Strängen zu finden. Die Schwierigkeit erhöht sich exponentiell, wenn ein Laden nicht alle gewünschten Farben hat und man sich durch etliche Online Läden klicken soll. Da klickt es eher im Gehirn und am Ende klappt der Laptop zu. Ohne eine Bestellung.
Berlin Knits 2015 – Garn so weit das Auge reicht
Genau hier lag meine Hoffnung für das Berlin Knits 2015 Yarn festival. Wolle sehen und anfassen zu können. Farbkombinationen testen an den Strängen, die man schlussendlich auch kauft. So suche ich schon seit Monaten drei schöne Stränge für Melanie Bergs Ashburn. Bisher konnte ich mich nicht entscheiden, weil die üblichen Verdächtigen aus meiner online-Wollshopliste keine passende Kombination boten. Dabei war ich am Anfang nicht auf die letztendliche Kombination aus grün/rotbraun/goldgelb (Jade, saffran, nutmeg) abonniert. Bisher stimmt einfach nirgends das Gesamtbild. Schwierig finde ich auch, nicht in immer gleiche Farbkombinationen zurück zu verfallen. Grau + x ist so eine Variante. Genauso gibt es immer immer unheimlich viele Rottöne, zumindest scheint es so. Rot steht mir, jedoch möchte ich deswegen zukünftig nicht nur noch Projekte mit Garnen in verschiedenen Rottönen stricken. Genauso, wie ich mir Kombinationen mit Grau regelrecht aufspare, weil ich es mir eben nicht besonders einfach machen will bei der Auswahl von Farbkombinationen und auf „evergreens“ setzen möchte sondern den Kick erst dann spüre, wenn es Farbkombinationen gibt, wie eben die Madtoshs oben, die zusammen einfach ein tolles Bild ergeben.
Kaufen. Stricken. Tragen. Glücklich.
Ebenfalls ruhelos suchend war ich für mein Heaven & Space Tuch von Martina Behm. Kurz vor dem Berlin Knits 2015 hatte ich mir bei Wollkenschaf noch zwei Stränge grün bestellt für eben dieses Tuch. Leider frass Waldlichtung das Muster total auf und so ribbelte ich just am Morgen des Yarn festivals die ersten zwei repeats des Tuchs wieder auf. Mittlerweile ist es fertig. Denn auch hierfür wurde ich auf dem Berlin Knits 2015 Yarn festival fündig. Aus zwei Strängen Wolleverliebt 100% Merino extrafine in Krokodil strickte ich postwendend meinen Heaven and Space.
Neben etwas Grünem und den Madtosh Garnen suchte ich auch ein highly variegated yarn, also ein Garn, was bunt ist. Aus solchen Garnen lassen sich wunderschöne linen stitch Scarfs und einfache Stulpen stricken, aber auch Tücher sehen, in Kombination mit einer weiteren Farbe (vielleicht ein Grau?) toll aus.
Bei Zauberwiese wurde ich hierzu fündig. Vor allem das Lila-blau-braun-bunte Garn könnte zusammen mit einem Grau ein, zwar kühles, aber trotzdem buntes Tuch ergeben. Noch bin ich nicht bei diesem Projekt angekommen. Aber nie war das Bild im Kopf vom Muster klarer also vor diesem Projekt.
Mehr als Wolle
So ein Wollfest ist natürlich auch ein wunderbarer Ort um Internetbekanntschaften endlich mal persönlich zu treffen. Ganz besonders gefreut habe ich mich auf ein Treffen mit Michaela von Wollfaktor. Ich habe schon einige ihrer handgefärbten Garne von ihr gekauft, verstrickt oder verschenkt. Auch sonst treffen wir uns in den sozialen Netzwerken zum Austausch. Auch privat. Bei solchen Kontakten ist ein Treffen einfach ein Muss! Es ist fantastisch, dass man mit solchen Menschen sofort auf einer Wellenlänge ist und ohne große Umschweife ein nettes Gespräch führen kann. Meine Schwester stellte mir dann außerdem noch Lisa vor. Auch sie kenne ich schon über ravelry, auch mit ihr hatte ich schon einigen schriftlichen Kontakt. Ihre Designs finde ich Klasse und hatte mich auch schon an probiert, nachdem mir die große Tochter aber offenbarte, dass sie die Stricksachen nicht tragen mag, ribbelte ich die Silverfox-jacke wieder. Für den Schrank brauche ich nicht produzieren. Außerdem traf ich noch Claudia und Kiki. Kiki und ich sind uns sicher, dass wir schon mehrere Male in diversen Twitter-mentions zusammen genannt wurden, direkten Kontakt hatten wir jedoch bisher noch nicht. Jetzt folgen wir auch einander.
Neben viel Wolle gab es auch eine Reihe von Workshops zu denen man sich um Vorweg eintragen konnte. Ich hatte mich hier zu einen Kurs bei Nicola eingetragen. Thema ihres Workshops war „Strickstücke richtig fotografieren“. Ein Thema, was mich sehr interessiert. Zwar weiß ich um Blende, Belichtung und Verschlusszeit gut Bescheid und die Basics im Kurs waren mir lange bekannt, aber auch auf einem Gebiet, auf dem man sich schon gut auskennt, kann man sich von Menschen, die es besser können immer noch ein paar Tips und Tricks abholen. Vieles habe ich schon bei den Stashfotos vom Berlin Knits 2015 Yarn festival umgesetzt. Für die Zukunft werde ich mir vor allem einen Satz von ihr merken: „Wir haben soviel Zeit und Energie in das Strickstück gesetzt, warum nicht auch in schöne Fotos von dem Strickstück Zeit investieren?“ Kurz bevor wir gingen hatten meine Schwester und ich dann noch den Mut und fragten Stephen West um ein Selfie mit uns. Sein Exploration Station steht bei mir auf der To-knit Liste. Gut, die Strick-Gemeinde ist eine echte Nische, dennoch, Celebrity bleibt Celebrity. Jemand zu sein, den alle kennen, ist hier wie da sicher zeitweise auch anstrengend. Aber Stephen war völlig entspannt, nahm mir mein Handy ab, hatte die Kamera Ruck-zuck zurecht gerückt, schoss zwei Fotos und war total zugänglich. Wir waren sicher nicht die ersten und werden nicht die letzten gewesen sein, die ein Foto mit ihm wollten. Ich rechne es ihm hoch an, dass er auch für uns sein Strickzeug wieder beiseite legte und sich die Zeit nahm.
Es war ein wundervoller Tag! Ich habe viele neue und bekannte Menschen getroffen, tolle Garne angefasst und bin mit einem Haufen neuer Ideen nach Hause gefahren. Garne anzufassen, Farben nebeneinander legen zu können, sich von Farbkombinationen inspirieren zu lassen ist doch immer noch viel schöner, als wenn man Abends vor dem Laptop hockt und sich nicht entscheiden kann. Dazu ein Haufen netter Gespräche macht den Tag in Berlin beim Berlin Knits 2015 einfach rundum perfekt!